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Das alles und noch viel mehr

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Ich bin müde. Die letzten Tage stecken mir in den Knochen. Ich hatte Besuch aus Bielefeld. Mein Drummer J. – ich nenne ihn immer noch so, obwohl unsere Zeit in der Band schon vor meiner Krankheit endete. Aus räumlichen Gründen. Die Entfernung zwischen Berlin und Bielefeld machte regelmäßige Proben auf Dauer unpraktikabel. Und als dann noch der Nachwuchs kam, mussten die Atombomben endgültig weichen. War auch gut so – weil selbstgewählt. Heute könnte ich keines unserer Lieder mehr singen, selbst wenn ich wollte. Die Lunge würde nicht mehr mitmachen. Bei dem Gedanken muss ich weinen, wie ein Macho, den man der Männlichkeit beraubt hat. Nie wieder im Proberaum unsere Songs spielen, nie wieder neue mit ihnen schreiben, nie wieder auftreten. Solche Sätze haben immer etwas Endgültiges. Und da in meinem Leben jeder Abschied final sein kann, fließen Tränen – wie heute, am Bahnhof. Wer weiß, ob wir uns nochmal wiedersehen. Ich versuche, an den schönen Erinnerungen festzuhalten. Wie oft habe ich...

Habemus Papam Americanum

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Nach Trump und Musk nun der dritte Wichser vor dem Herrn? Produziert die USA womöglich Arschlöcher am Fließband? Man könnte meinen, sie verfolgten die zentralisierte Steuerung des Planeten USA, später dann noch Mars- USA. Und dann noch China, die dagegenhalten. Warum widern mich nur alle so an? Russland, China, die USA – alle widerlich! So wie Europa einst widerlich war, als es noch Macht hatte und die anderen unterdrückte und kolonisierte. Nun hat Europa keine Bedeutung, nichts mehr zu melden, was schlecht ist für den Frieden und die Freiheit. Aber ist es nicht ironisch, dass Länder erst dann sympathischer werden, wenn sie machtlos dastehen? Ein Land gibt seine Macht nach und nach ab, indem es Gruppen aus ihrem Joch befreit und damit schwächt es sich selbst auf internationaler Bühne. Wie traurig, dass wir immer noch in einer Dog- eat- dog- Welt leben, umgeben von raffgierigen Machos und Rassisten. Wieso können nicht alle progressiv, freiheitlich und sozial sein, ähnlich den skandinavi...

Gutefrage.net - AMA Blickwechsel

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Los geht's. Jetzt beantowrte ich LIVE Fragen online. Wer hätt's gedacht? Lungenkarzinomierte Grüße aus dem World Wide Web V. M.

Mein ständiger Begleiter

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Ich bin wieder da. In Berlin meine ich. Zwar wieder einsam - ohne meine Freunde und die Berge, die mich mehr als einmal zum Weinen brachten - aber auch in meiner gewohnten Umgebung. Die Ruhe ist eine andere - das Vorbeirauschen der Autos auf der Karl-Marx-Allee; das trötende und dadurch nervtötende Schnäuzen meines widerlichen Nachbars unter mir, der die Polizei ruft, wenn ich sonntags um 16 Uhr staubsauge; der Fernsehturm statt Bergkulisse. Aber ich bin für mich, kann in der Stille meiner vier Wände denken, schreiben, sterben. Das Sterben ist mein ständiger Begleiter. Keine Sekunde vergeht, in der ich nicht denke, dass es die letzte sein kann. Bin ich unter anderen, gelingt es mir abzuschalten und mich zeitweise abzulenken. Aber es fühlt sich auch fake an. Es ist ungefähr so, wie es sich anfühlen muss, wenn die betrogene Ehefrau von den Seitensprüngen ihres Mannes weiß und gute Miene zum bösen Spiel macht. Es strengt mich auch an, nicht vom Tod zu sprechen. So zu tun, als wäre er nic...

Manchmal ist alles gut, wenn die richtigen Freunde dabei sind

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  Lora Zepam ist meine neue Freundin. Sie setzt da an, wo ich mir sonst nicht mehr anders zu helfen weiß. Und das Bizzeln in den Zähnen, diese Mini-Elektroschocks beim Zusammenbeißen, hört auf. Easy as that. Eine Tablette und der ganze Scheiß hat ein Ende. Ich habe keine Kraft mehr gegen die potentesten Nebenwirkungen anzukämpfen. Wozu auch? Es geht ja sowieso nur noch darum, mein Leben zu verlängern. Währenddessen versuche ich einigermaßen zu genießen. Seit Dienstag bin ich im Nordwesten Italiens. Um genauer zu sein, in Biella, einer Kleinstadt in den Alpenausläufern. Ich bin hier bei Freunden. Mir geht's gut. Ich habe eine recht ordentliche Wanderung nach Oropa gemacht, einem Wallfahrtsort für Pilger. Ich liebe es zu diesem Ort zu wandern. Schon früher bin ich oft dort gewesen. Die Kulisse überwältigt mich jedes Mal. Vor vielen Jahren zum ersten Mal, dann immer wieder, einmal sogar mit E. Ich habe körperlich durchgehalten, aber es waren auch nur wenige Höhenmeter. ...

Antlers on the Moon - A trip to the past

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          The Antlers – Hospice (2009)           Cover: © Zan Goodman / Frenchkiss Records / via Bandcamp   The Antlers, Hospice Wie ihr wisst, versuche ich Reisen in die emotionale Vergangenheit weitestgehend zu vermeiden. Sie sind schön, schön schmerzhaft und können das Boot leicht zum Kentern bringen. Deswegen gilt die klassische Überlebensdevise "Don't rock the boat", wobei mit Boot hier das Chaos gemeint ist, was am ehesten meiner momentanen Gefühlslage entspricht. Dennoch passiert es manchmal, dass ich da so unbewusst, versehentlich, ungewollt und zufällig reinschlittere. So auch am Freitagabend. Tagsüber noch spazieren gewesen, dabei Grizzly Bear über Spotify gehört. Irgendwann war das Album zu Ende und dann folgen die Songs, die dir Spotify frecherweise aus deinen passenden Setlists zusammenwürfelt. Tendenziell ist das nicht schlecht. Diesmal blieb ich aber an einem von mir vergötterten Album hängen, das ich sei...

Tribüne rechts

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Ein wenig verkatert. Ohne Kopfschmerzen, aber dennoch träge und schwer. Ein Berliner Pilsener (unlecker) von der Kantine im Neuen Haus des Berliner Ensemble. Mit dem Bier offiziell in die Vorstellung zu Michel Friedmans FREMD , gespielt von Sibel Kekilli. Katastrophal schlecht! Nicht das Schauspiel. Sie war großartig. Die Inszenierung zum Speien. Für mich jedenfalls. Diese Art zu erzählen – absolut nicht mein Ding. Die permanenten Wiederholungen, Schlagwörter ohne Verben, ständig und immer wieder. Um gehört zu werden? Oder warum? Um so zu quälen, wie er einst selbst gequält wurde? Ich weiß es nicht. Erfreulicherweise war die Vorstellung nach einer Stunde vorbei, aber selbst die kam mir viel zu lang vor. Welch furchtbare Zeitverschwendung! Eine Stunde meines Lebens vergeudet. Naja, nicht ganz. Ich durfte ja wenigstens Sibel in Action erleben. Schöne und beeindruckende Frau – aber welchen intellektuellen Stuss hat man sie da vortragen lassen?! Mein Freund E., der mich an diesem Abend beg...

Il 25 aprile

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Der 25. April ist DER italienische Nationalfeiertag - L' anniversario della Liberazione d'Italia . Mir ist nicht nach Feiern zumute, obwohl ich allen Grund dazu hätte: die CT-Ergebnisse waren laut der Onkologin des Todes sehr gut. Das Karzinom im linken Lungenflügel und die Metastasen in den Lymphknoten zwischen den Flügeln und im Bauch sind kleiner geworden. Allesamt. Wo auch immer sie genau lagen, ist mir egal - ich verstehe sowieso nicht die Bohne vom Befund. Ich beschäftige mich, wie ihr wisst, lieber mit Haiku, Giuseppe Garibaldi oder Synkopenverschiebungen. Solange ich noch lebe!  Fazit: Das Medikament wirkt. Solange das der Fall ist, kann ich euch weiter vollnölen. Die Ärztin hat jedenfalls über das ganze Gesicht gestrahlt. Für mich. Und auch ein wenig selbstzufrieden, aber das gönne ich ihr. Sie kümmert sich ja auch wirklich um mich. Nicht immer so, wie ich’s gern hätte – dazu gleich mehr –, aber im Großen und Ganzen sehr gut. Die Italiener können mir gestohlen bleiben...

33.439 Schritte

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Ich habe unruhig geschlafen, bin des Öfteren aufgewacht, konnte aber jedes Mal wieder vor Erschöpfung einschlafen. Das liegt zum einen an den vergangenen beiden Tagen - walking through Berlin with my niece - und zum anderen am bevorstehenden Ereignis. In wenigen Stunden werde ich eines meiner Engelchen - Fr. Dr. V. - wiedersehen. Ich habe vieles mit ihr zu besprechen. Und ein großes Huhn zu rupfen. Letzteres verrate ich zuerst. Seit Dezember warte ich auf meinen Schwerbehindertenausweis, mit dem man so einiges machen kann, u.a. Gelder beantragen. Dieser Ausweis trifft nicht ein - von Nachfragen wird abgeraten! - also warte ich. Und warte. Nun stellt sich heraus, dass die Bearbeitung an fehlenden Unterlagen seitens der Onkologie scheitert. Aaaaaaaah! Doch zuerst zu L. Die Tage mit meiner Nichte waren schön, intensiv, spannend. Und sooo anstrengend. 33.419 Schritte in zwei Tagen laut Google Fit, der App, mit der ich neuerdings meine Fitness tracke, um mein Gewicht unter Kontrolle zu wahr...

Menschenkind

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Ostern, am Arsch. Das letzte große Christenfest habe ich mit einer prickelnden Diagnose im Gepäck verbracht. Ihr kennt sie zur Genüge. Und zur Bescherung gab's eine Walnuss im Gehirn. Mein Vater brach am 26. am Tisch zusammen und wurde vom Notarzt abgeholt, weil er wie der Rest der Familie (bis auf meine Schwägerin) Covid hatte. Trotz des Horrors war's gut, weil ich bei meiner Familie war. Wer weiß, ob wir nochmal so zusammen kommen. Bei meinem Dad hatte man ja auch eine Walnuss im Hirn gefunden , nur im Frontallappen. Beim Rausschneiden ist doch ein größeres Loch entstanden als zuvor angenommen und die Fähigkeit, sich was zu merken, ist mittlerweile futsch. Heute an Ostern hätte ich wieder bei ihnen sein können. Ich habe mich dagegen entschieden. Wieso, kann ich gar nicht so genau sagen. Es war mehr Bauchgefühl als rationale Entscheidung, weil alles zu viel ist momentan. Am Dienstag kommt meine Nichte zu Besuch. Keine Woche später steht die Reise nach Italien an. Italien, so s...

Das eine oder das andere

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  © Screenshot aus Requiem for a Dream (2000) / Artisan Entertainment. Verwendet als Zitat nach § 51 UrhG. Nein, so wird das nichts. Seit 5:55 liege ich wach im Bett. Oder besser gesagt irgendwo zwischen einem Wachzustand und einem emotional-komatösem Halbtod. Ich mache mir was vor. Nicht, dass ich noch schlafe, das bilde ich mir nicht ein. Ich tue so, als ginge es mir besser, als es tatsächlich der Fall ist.Die Realität ist düster wie der Himmel heute Morgen. Ich habe wieder Schmerzen: in den Beinen, an anderen unbestimmten Stellen im Körper - sie kommen und gehen. Morgens in den Fußsohlen, nicht erst seit heute. Ich habe mein Problem mit den Zähnen gelöst. Dafür gibt's wieder die anderen Schmerzen. Das eine oder das andere. Mit einem muss ich leben - das ist der Preis. Für die, die nicht folgen können. Einfache Mathematik! Die Lorviqua ist mein Krebsmedikament. Die ist gesetzt, wie die beste Spielerin eines Fußballteams. Ohne sie bin ich tot. Also muss ich, so sehr ich sie liebe...

CT, Accabadora, Zolpidem

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Entschuldigt bitte, dass ich mich solange nicht gemeldet habe. Ich weiß, dass mein Blog für einige bedeutet, dass ich noch am Leben bin. Ziehe ich mich für ein paar Tage zurück, ist das noch kein Grund zur Panik. Alles beim Alten, mehr oder weniger. Mehr - das Geschriebene, ich mache langsame Fortschritte beim Roman. Weniger - meine Zähne nehmen rasant ab. Das Zähneknirschen wird von Mal zu Mal schlimmer. Doch dazu später mehr. Was das Krebsgeschwür angeht, so war ich gestern beim CT. Oder präziser ausgedrückt in der Radiologie, um mich von einem hoch entwickelten Computer tomographieren zu lassen. Für alle hier, die das selbst schon durchgemacht haben, ist das wahrscheinlich nichts Neues. Ich möchte euch dennoch meine Erfahrung schildern, immerhin ist solch ein Erlebnis nicht alltäglich und wird individuell empfunden. Hier nun, was mir passiert ist. Bei der Anmeldung sollte ich etwas ausfüllen, bekam aber nicht mehr den klassischen Anamnesebogen aus Papier, sondern ein Tablet. Die F...

Himmlischer Genuss.

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Drei Dinge beschäftigen mich, bevor ich mich dem Roman zuwende, der sich vernachlässigt fühlt. Ich werde wild durcheinander ARBEITEN, ohne STRUKTUR . So, wie es mir einfällt. Dieser Modus entspricht meinem heutigen Gemüt, das von der Nacht geschunden ist. Denn letzte Nacht kam Dantes Inferno gleich. Ich knirsche nachts mit den Zähnen. War immer ein mildes Phänomen bisher. Seit ein paar Tagen ist es heftig. Und jetzt frage ich mich, woran es liegen könnte. Seit einigen Tagen nehme ich Pravastatin statt Rosuvastatin. Beide machen im Grunde dasselbe – senken die Cholesterinwerte, die durch das unerlässliche Krebsmedikament erhöht werden. Bei Rosu hatte ich ziemlich starke Muskelschmerzen, deshalb hat mir die Onkologin des Todes Pravastatin verschrieben. Doch seitdem knirsche ich brutalst. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass das Medikament Bruxismus auslöst. Nun die große Entscheidungsfrage: bleib ich beim Prava oder gehe ich zum Rosu zurück? Heute Nacht bin ich aufgewacht, konnte e...

Kaffeegedanken.

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Beflügelt durch einen Kommentar, den ich heute morgen las, möchte ich euch eine weitere Horrorgeschichte aus dem Hause Mancini erzählen. Als ich gestern morgen aufwachte, hatte ich den dritten Tag in Folge Schmerzen, und zwar in der rechten Ohr-Wangen-Gegend, nicht stark, aber doch vorhanden und von Mal zu Mal stärker. Während ich sie die ersten beiden Tage noch geschafft hatte zu ignorieren und "wegzuhoffen", waren sie schließlich zu präsent geworden. Ich befürchtete Schlimmes: Mittelohrentzündung. Die klaren, mantraartigen Anweisungen meiner Onkologinnen des Todes im Ohr - bei einer Infektion sofort ins Krankenhaus zu gehen! - machte ich mich auf zum HNO (zuletzt sah ich Dr. H. am Montag - nach meiner Pseudo-Thrombose habe ich nun mit Wassereinlagerungen in den Beinen zu kämpfen, wie Damen im gehobenen Alter, deren Knöchel nicht mehr zu erkennen sind. Ich, der normalerweise vier Mal die Woche laufen geht und Bergspitzen erklommen hat! Ich muss schon wieder weinen! Ergebnis:...

Gebranntes Kind

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  Vor sechs Tagen schrieb ich in Schon wieder Hunde über den Albtraum, über die Hunde, wie sie mir erschienen waren. Ich fragte nach eurer Meinung, warum sie ausgerechnet in dieser Nacht zu mir gekommen waren. Eine Antwort habe ich nicht bekommen. Mir selbst ist im Nachhinein etwas eingefallen: Ich hatte an dem Tag einen Roman ausgelesen – Gebranntes Kind vom schwedischen Autor Stig Dagerman. Der wurde hier am 27.2. in einem Kommentar erwähnt, und zwar im Blogeintrag Das Buch überhaupt . Leider weiß ich nicht, wer das war – ich würde mich freuen, wenn sich die Person meldet. Gutes Buch übrigens. Gut, aber verdammt düster. Womöglich zurzeit ein wenig zu düster für mich. „Cover: © Guggolz Verlag  –  Gebranntes Kind “  Gegen Ende des Romans gibt es einen Abschiedsbrief, in dem von einer „Hundegesellschaft“ die Rede ist. Große und kleine Hunde, die sinnbildlich für Menschen stehen. Ich bin ein großer Kafkabewunderer – wie Dagerman auch. Im Nachwort zur Ausgabe, die ich...