Ich wurde privat nach zwei Dingen im Blog gefragt. Eigentlich etwas, was alle machen könnten, wenn ich die Kommentarfunktion wieder einschalte. Dafür war sie ursprünglich gedacht. Dass ihr auf Fragen antworten könnt, die ich euch stelle. Und umgekehrt, dass ihr mir Fragen stellen könnt, falls ihr Dinge nicht versteht. Aber dann haben Leute die Kommentare genutzt, um ihre eigenen Geschichten und Meinungen öffentlich zu machen. Dafür gibt es wie gesagt Twitter/X oder macht eure eigenen Blogs. Vielleicht schalte ich die Kommentare wieder ein. Mal sehen...
Hier nun die beiden Fragen meiner Bekannten:
1. Warum erzählst du uns vom trinken, pissen, trinken, pissen? Wieso erwähnst du das so präzise?
Weil es einen Großteil meiner Krankheit ausmacht, aufpassen zu müssen, was ich esse, wie viel ich trinke, dass ich meine Beine hochlege, etc. Es beschäftigt mich, ist für mich wichtiger als für andere, nehme ich an. Hier eine vereinfachte Erklärung:
Lymphgefäße sind keine Hochleistungs-Autobahnen fürs Wasser, eher kleine Nebenstraßen, die Flüssigkeit nur langsam abtransportieren. Wenn Metastasen in den Lymphknoten sitzen, blockieren sie diese Nebenwege zusätzlich – das Wasser staut sich im Gewebe, vor allem in den Beinen. Trotzdem muss ich viel trinken, weil die Nieren dafür sorgen, dass Giftstoffe und Stoffwechselreste aus dem Körper gespült werden. Ohne ausreichend Wasser könnten sie das nicht richtig, der Körper würde noch mehr belasten.
Dann kommt mein Lorviqua ins Spiel: Dieses Krebsmedikament reizt die Blutgefäße und verstärkt die Neigung zu Wassereinlagerungen. Zusammen bedeutet das: Die Lymphen schaffen den Abfluss nicht, die Nieren brauchen Wasser, und Lorviqua macht die Gefäße durchlässiger. Unterm Strich macht mich das zu einem einzigen Wasserballon. Natürlich sieht man das gar nicht so. Aber ich spüre es, beim Stehen, Gehen und Laufen, weil alles so viel anstrengender ist für mich.
2. Warum schreibst du im Beitrag "Vielleicht": "Vielleicht ist der Krebs meine gerechte Strafe. Vielleicht soll es so sein." – Das klingt christlich. Als würdest du von Gottes Strafe sprechen. Damit widerspricht du dir selbst.
Erstens habe ich nie behauptet, ohne Widersprüche zu sein. Ich widerspreche mich andauernd – ich denke, das ist menschlich, womöglich eine der menschlichsten Eigenschaften, die alle gemein haben.
Zweitens glaube ich an eine Art "poetic justice", eine ausgleichende Gerechtigkeit. Ich habe damals ungewollt eine Frau zerstört, indem ich sie verlassen habe. Ich denke nicht, dass mich eine Schuld trifft, außer vielleicht der, dass ich mich unüberlegt in eine Beziehung gestürzt habe – mit einer Mutter, deren Kind keine sechs Monate alt war. Einfach wieder abzuhauen, wenn es zu viel wird, ist nicht besonders verantwortungsbewusst. Schon gar nicht dem Kind gegenüber. Dass es der Mutter den Rest ihres Lebens schlecht gehen würde, konnte ich nicht ahnen. Aber es ist, wie es ist. Damit muss ich leben. Und sterben.
Peace out to everyone out there
Victor Mancini
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