Mein Freund T. aus Hamburg sagte mal: "Giancarlo, eines Tages wirst du Millionär." Ich habe ihn immer wörtlich genommen und darüber gelacht. Absurd! Bei meiner Steuererklärung ergab sich jedes Jahr, dass ich unter dem Existenzminimum lebte. Im Schnitt hatte ich weniger als 1.500 € im Monat, mein Leben lang, mit denen ich Miete, Krankenversicherung und den ganzen Rest bestreiten musste.
Mein Freund C. aus Rom sagte neulich, ich hätte mit meiner Menschenkenntnis Psychologe werden sollen, dann wäre ich heute Millionär. Wieder musste ich lachen.
Derselbe Freund – ein Italienischlehrer von Beruf – sagte in einer anderen Nachricht:
"I migliori corsi che faccio io sono quelli senza struttura, perché gli studenti sentono la vita che scorre dalle mie vene alle loro."
Auf Deutsch: Die besten Kurse, die ich gebe, sind die ohne Struktur – weil die Studierenden darin das Leben spüren, wie es von meinen Adern in ihre übergeht.
Auch ich habe immer so unterrichtet. Es war mir wichtig, dass die Schüler:innen meine Energie spüren. Wenn man etwas mit Liebe macht, also mit der richtigen Einstellung zu dem, was man macht, dann kann es nur gut werden. Selbst an meinen schlechtesten Tagen als Lehrer, fiel es mir nicht schwer. Ich war einfach ich – und so verzieh man mir auch mal meine Laune. Denn sie wussten, dass sie dafür immer einen authentischen Menschen vor sich hatten. Von diesem Menschen zu lernen ist produktiver als von einer perfekt strukturierten Maschine. Das ist meine feste Überzeugung.
Und so versuche ich zu schreiben. Ich werde meine Stimme, meine Energie in meiner Literatur, im Blog und in der Musik verewigen. Die Energie muss aus den Worten heraus in die Menschen strahlen, eindringen, sich übertragen. Dann ist meine Arbeit getan.
Solange ich am Leben bin, werde ich so viele Projekte wie möglich umsetzen. Alle Ideen, die ich habe, bis zum letzten Tag.
Victor Mancini
P.S. Die Postkarte bekam ich von meiner ehemaligen englischen Schülerin K. Das Geschenk bedeutet mir viel. Das japanisch anmutende Motiv zeigt fliegende Kraniche – sie stehen für Freiheit und Leichtigkeit, stehen als Symbole für Glück und Langlebigkeit. Gleichzeitig erinnern sie, als Origami gefaltet, an die Toten von Hiroshima. Vielleicht erinnern sie euch eines Tages an mich.
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