The past never comes back, but it never goes away
Die letzten Einträge klangen hart. Meiner Familie und meinen Freunden gegenüber. Als ob irgendjemand zu irgendetwas verpflichtet sei. Ist niemand. Ich will lediglich selbst bestimmen, wo ich beerdigt werde und was mit meinem geisten Eigentum passiert.
Mehr Leute als sonst haben mich auf A friend in need is a friend indeed angesprochen. Nicht nur, weil es sie an die Zeit erinnerte, als wir auf Partys und in Clubs im Rhein-Main-Gebiet zum Song von Placebo tanzten. Sondern auch, weil sie die Freunde – oder besser: die Menschen allgemein – in Schutz nahmen, als ob ich sie verurteilen wollte.
Falls das so rüberkam, will ich das revidieren.
Jeder soll tun und lassen, was er will. Wenn jemand keine Zeit für mich hat, kann ich damit leben. Echt jetzt. Wenn Dinge unüberlegt gesagt werden – passiert. Ich bin selbst meilenweit davon entfernt, unfehlbar zu sein.
Ich muss nur aufpassen. Wenn mich etwas zu sehr berührt, gar fertig macht, können die Metastasen sprießen. Für mich ist das keine leichte Sache. Eine Freundin fragte mich nach dem letzten Flug im Scherz, ob ich wieder erkältet sei – weil mir das so gut wie jedes Mal widerfährt. Damals, vor dem RESET, war das vielleicht noch lustig. Heute kann ich nicht mehr darüber lachen. Eine Erkältung kann meinen Tod bedeuten. Meine Ausgangslage hat sich verändert.
Man kann jetzt sagen, das sei anstrengend, weil man nicht mal mehr einen dummen Witz machen darf, ohne dass der Penner sich gleich aufregt. Ist leider so.
Welcome to my world! Ich kann nicht mal mehr ein Glas Grapefruitsaft trinken, ohne mein Leben zu gefährden. Ich riskiere mit jedem Flug mein Leben. Aber soll ich deswegen zuhause bleiben? Niemals. Ich will meine Freunde sehen, vielleicht zum letzten Mal. Das ist jedes Risiko wert. Ich will noch ein bisschen von der Welt sehen, solange ich lebe. Wer das nicht versteht, hat mich nie verstanden.
So und nun zur schönen Geschichte zum Abschluss. Am Freitag nach der Therapiesitzung beschloss ich aus demselben Grund, am darauffolgenden Tag die Kommentarfunktion aus dem Blog zu entfernen. Einige Stunden später fuhr ich mal wieder zum Treffen des Buchclubs. Im Laufe des Abends meinte R., dass sie Mitte Juli zu einem Konzert gehen wollte. In Pompeji. Als ich fragte, wer in Pompeji auftreten würde, erwiderte sie: NICK CAVE. Ich bin fast vom Stuhl gefallen – vor Neid! Sie schaute nach, konnte aber nur noch Tickets für Rom finden. Nick Cave Solo Show. Aber nicht wirklich solo, sondern mit niemand geringerem als Colin Greenwood, dem Bassisten von Radiohead. Meinem Lieblingsbassisten.
Am nächsten Morgen setze ich mich an den Rechner und öffne den Blog. Ich gehe zu den Kommentaren, um sie auszuschalten und sehe, dass es einen letzten gibt. Auf Italienisch, nein römisch, ohne Namen. Aber ich wusste sofort, von wem er war: mein Freund C. Den ich seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen und nur einmal gesprochen habe in all den Jahren. Ich schrieb ihm sofort und nun werden wir uns in Rom wiedersehen und gehen gemeinsam zum Nick Cave-Gig. Kein Scheiß!
Das klingt fast, als wäre der Romancier in mir durchgegangen – but it’s the truth. Der Titel stammt von ihm.
Nick Cave and Colin Greenwood... I'm coming...
Your music-loving, no-BS groupie
Stagger Lee Mancini