Freundschaft
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Sonntag, 31. August 2025

Das Notstromaggregat

Eine abstrakte, dunkle Bronzeskulptur von zwei ineinander verschlungenen menschlichen Figuren, die vertikal in die Höhe und in den Boden ragen. Sie stehen in der S-Bahn-Station am Potsdamer Platz in Berlin auf einem runden Sockel vor einem modernen Gebäude mit Glasdach und einer Rolltreppe. Im Hintergrund ist ein Hochhaus zu sehen. An einer Betonwand daneben hängt ein großes Plakat mit der Aufschrift 'Einkaufen ist Genuss!'. Die Szene wirkt düster unter einem bewölkten Himmel.


Ich sah neulich wieder ein Pärchen, das in meinen Augen völlig armselig ist. Als Paar. Einzeln kenne ich sie nicht. Sie ist eine Plapperstrippe, dominant, bestimmt alles – von der Wohnungseinrichtung über die Katzen samt Namen bis hin zu den Büchern, die er lesen darf. Er eine Wurst, wie er dasaß und nicht den Mund aufbekam. Vielleicht ist er von Natur aus schüchtern. Vielleicht ist er erst über die Jahre so geworden. Schwer zu sagen. Jedenfalls: keine schöne, keine erstrebenswerte Beziehung. Nach meinen alten Maßstäben.

Donnerstag, 14. August 2025

Abwärtsspirale

Betonbrücke mit massiven Pfeilern und geschwungener Architektur. Unter der Brücke erstreckt sich eine karge, braune Wiese. An einem der Pfeiler steht in schwarzer Schrift das italienische Graffiti 'CHE CAZZO RIDI?' (Was zum Teufel lachst du?). Im Hintergrund sind weitere Brückenelemente und warmes Abendlicht zu sehen.


Ich sitze in der Küche, höre ein altes Album von The Church, einer australischen Band, und versinke im Selbstmitleid. Ich komme aus dem Loch nicht mehr raus. Gestern war ich im Schwimmbad. Das war die Hölle. Nicht das Schwimmen an sich – das ging einigermaßen. Auch wenn meine Lunge diese angestrengte Atmung nicht mag. Um ruhig und gleichmäßig zu atmen, braucht es viel Übung bzw. regelmäßiges Schwimmen. Und weniger Menschen auf der Bahn. Beides war nicht der Fall.

Samstag, 9. August 2025

"Being natural is simply a pose"

Eine Statue des Schriftstellers Oscar Wilde, der lässig auf einem großen, hellbraunen Felsen liegt. Er trägt einen grünen Mantel, eine rote Weste und graue Hosen. Sie ist im Merrion-Park in Dublin

Irland war wie erwartet schön – diese Steilküsten, die raue See, die Kleinstädte mit ihren bunten Holzfassaden und die alten Friedhöfe, auf denen die Keltenkreuze schief im Wind stehen. Sogar das Essen war yummy: Porridge vom Feinsten, Sodabread mit gesalzener Butter, cremige Seafood Chowder, Guinness & Beef Stew. Hat mich echt überrascht. Aber am meisten punktet das Volk. Dort ist man lustig und herzlich zugleich – genau das, was Berlin fehlt.

Dienstag, 22. Juli 2025

The Countdown's on

Das Foto zeigt den Palazzo della Civiltà Italiana, ein großes, quadratisches Gebäude aus hellem Stein, das dem Kolosseum mit seinen zahlreichen Bögen und Säulen ähnelt. Vor dem Gebäude stehen Statuen und eine breite Treppe führt zum Eingang. Der Himmel ist blau mit einigen Wolken.

Just a tiny flash of light between now and then.

I've had a bit of Rome. Too many tourists in the touristy areas, not so many in the places where real people live real lives. Here's what I think of the city: it's beautiful like a stuffed owl. Ancient and majestic, but creepy and dead all the same. I cannot sense any life-filling energy. Where there's death, there shall be life. This place cannot give me the spirit to stay alive. 

Sonntag, 20. Juli 2025

Radiologie, Rennrad, Roma

Pinarello Arosa vor dem Haus des Autors in der Karl-Marx-Allee.

Die drei Rs bestimmen meine Woche. Ich sitze gerade im Flieger von Frankfurt/Main nach Rom. Wie die coolen Businessleute mit ihren Laptops am Arbeiten. Nur nicht in der Business Class, sondern beim Pöbel. Und mit einem ThinkPad statt eines schicken MacBooks. Die Räder fangen an zu rollen – ein Wettlauf gegen die Zeit. Sobald wir abheben, ist meine Internetverbindung unterbrochen.

Montag, 7. Juli 2025

Kaltes Wasser hilft nicht bei Fett!

 
 
Was für eine anstrengende Zeit. Ich freue mich über Besuch, Geburtstage, all das. Aber irgendwann ist Schluss. Ich brauche Ruhe. Von heute an wird alles aufs Minimum runtergefahren. Muss mich schützen.

Das Jobcenter belastet mich zusätzlich. An meinem Geburtstag mit drei bürokratischen Anforderungen. Mir ging’s gerade mal ganz okay, und schon muss mich die Bürokratie wieder fertigmachen.

Montag, 30. Juni 2025

LITERATUR ist mir geblieben IX: Gefühlsmenagerie

Victor Mancini am Bebelplatz. Aus der Entfernung hält er die Broschüre vom Bücherfest vor die Zeltwände der Verlagsstände. Im Hintergrund eine dunkle Wolkendecke über der Kuppel der Hedwigskathedrale.

Im Schnelldurchlauf ein Update aus dem Hause Mancini: 

Zuerst mal danke an all die Leute, die mir in letzter Zeit so viele sympathische Kommentare hinterlassen haben. Es ist schön zu wissen, dass meine Worte euch helfen – beim Umgang mit eurer eigenen Krebs-geschichte oder der in eurer Familie.

Mittwoch, 18. Juni 2025

183 Tage seit dem RESET

Fassade des Hauses Frankfurter Allee 40 in Berlin-Friedrichshain bei Nacht. Jugendstilbau von 1906, beleuchtet von einem grellen Neon-Schriftzug: NOW IS NOT NOW. Das Leuchten spiegelt sich auf den Fensterscheiben, der Rest der Straße liegt im Dunkeln.

Letztens mit B. getroffen. Eigentlich D. Das mit dem Anfangsbuchstaben funktioniert irgendwie nicht mit Spitznamen, fällt mir gerade auf. Egal! Jedenfalls war's ein schönes Gespräch. Hat erst letzte Woche zufällig mitbekommen, was mit mir los ist. Rief mich sofort an, wollte mich sehen.

Beim Bier im Park sprachen wir über die gemeinsame Vergangenheit, meine perverse Gegenwart und die limitierte Zukunft. Bei der Vergangenheit wurde es wie immer nostalgisch, dominiert von schönen Anekdoten: im Proberaum und auf der Bühne, im Auto unterwegs auf Tour, ungemütliche Übernachtungen.

Mittwoch, 11. Juni 2025

The Novelty Wears Off Fast

Verschwommenes Schwarz-Weiß-Foto vom Strand in Miño, A Coruña (Spanien). Vom Café aus fotografiert. Im Vordergrund lehnt ein Mountainbike an einem Geländer, dahinter die Silhouette des Strands mit vereinzelten Menschen.
 

Zurück bin ich seit gestern. Aus Spanien. Mein Gepäck erst seit heute. War nicht ganz so schlimm. Hatte zum Glück meinen Rechner und die Medikamente im Rucksack. Ärgerlich war nur, dass der leckere Käse ein wenig matschig geworden ist. Gegessen wird er trotzdem noch. Falls das krebserregend ist, möchte ich kein Wort davon hören.

Samstag, 7. Juni 2025

Fehlt dir Toni Kroos?

Straße von A Coruña, Freund des Autors Victor Mancini mit schwarzem und weißem Hund auf dem Weg Richtung Meer bei leicht bewölktem Wetter

Das Wetter ist wechselhaft in diesem Teil Spaniens. Mag ich das? Jein. Ich mag alles mal mehr, mal weniger, seitdem es mir so geht, wie es nun mal geht. Ich nehme das Wetter so hin wie die Launen meines Körpers, die politisch instabile Situation jeder Gesellschaft, egal worum es gerade geht, und die Unberechenbarkeit des Klimas.

Freitag, 6. Juni 2025

Kontakt mit Respekt

Abfotografiertes Werbeplakat mit dem Text ‚[apge,fakt] something is broken here‘ – ohne Bezug zum ursprünglichen Werbezweck.

Ich lebe noch. Bin nur nicht in Berlin, sondern seit Mittwoch in Galicien, bei meinem Drummer M.

Ich melde mich in Ruhe, mit mehr Infos über mein Wohlbefinden und meine Zeit hier. Es gibt auch Neuigkeiten, was meinen Bruxismus angeht. Aber dazu später mehr. Erstmal ins Bett, dann sehen wir weiter. Nur so viel an dieser Stelle. Ich habe mich entschieden, die Kommentare drinnen zu lassen für Diskussionen, die ich anstoße oder falls ihr Fragen habt, die im Sinne aller gestellt werden sollten. Alle anderen möchte ich bitten, wenn sie mit mir kommunizieren wollen, mir ihre Geschichten oder Vorwürfe machen wollen, dann sollen sie dafür das neue Kontaktformular nutzen.

Freitag, 30. Mai 2025

Sieben Bier macht eine Mahlzeit

Papier-Unterlage in der Pizzeria der Menabrea Brauerei, mit illustrativem Bierbrauprozess und drei Biersorten in Gläsern

Meine Freundin Y. wohnt bekanntlich in Norditalien, wo ich sie zuletzt besuchte. Auf den Tag vor einem Monat, um genau zu sein. Mittlerweile bin ich wieder in Berlin, während sie mit dem Campervan durch Schottland reist und die Munros besteigt. Das sind die 282 Berge über 3.000 Fuß, benannt nach einem adligen Horst namens Sir Hugh Munro. Nicht wichtig. Wichtig ist, für mich zumindest, dass sie mir fehlt.

Mittwoch, 21. Mai 2025

The past never comes back, but it never goes away

 
Dunkler Flur im Delphi Lux Kino Berlin mit zwei nebeneinanderliegenden Türen, hellgrün und dunkelblau, ‚Kein Zutritt‘/‚No Entry‘, darüber schwarze Wand und kaltes Neonlicht.

Die letzten Einträge klangen hart. Meiner Familie und meinen Freunden gegenüber. Als ob irgendjemand zu irgendetwas verpflichtet sei. Ist niemand. Ich will lediglich selbst bestimmen, wo ich beerdigt werde und was mit meinem geisten Eigentum passiert.

Montag, 19. Mai 2025

A friend in need is a friend indeed

Alone“ (Marco Canova, 2019), Premio Biellese. Foto aus Oropa, ausgestellt Mai 2025, dokumentiert von Victor Mancini.
„Alone“, Oropa 2019. Fotografie von Marco Canova (Premio Biellese). Foto aufgenommen während der Ausstellung, Mai 2025.


Eine Freundin schreibt mir, sie sei neidisch darauf, dass ich bald abdanken könne.

Eine Ex-Kollegin möchte sich mit mir über ihre zukünftige Stelle unterhalten, jetzt, wo ich nicht mehr unterrichten kann – was ich wirklich vermisse. Aber ich wiederhole mich.

Dienstag, 13. Mai 2025

Das alles und noch viel mehr


Foto totale von der Ausstellung "edge out" von Mariechen Danz in der Berlinischen Galerie

Ich bin müde. Die letzten Tage stecken mir in den Knochen. Ich hatte Besuch aus Bielefeld. Mein Drummer J. – ich nenne ihn immer noch so, obwohl unsere Zeit in der Band schon vor meiner Krankheit endete. Aus räumlichen Gründen. Die Entfernung zwischen Berlin und Bielefeld machte regelmäßige Proben auf Dauer unpraktikabel. Und als dann noch der Nachwuchs kam, mussten die Atombomben endgültig weichen. War auch gut so – weil selbstgewählt.

Mittwoch, 7. Mai 2025

Mein ständiger Begleiter

Hausfront des Cafés Stazionecucco mit einer Flagge, auf der anlässlich der Jahresfeier der italienischen Gebirgsjäger ‚Biella Piazzo con gli Alpini‘ steht.

Ich bin wieder da. In Berlin meine ich. Zwar wieder einsam - ohne meine Freunde und die Berge, die mich mehr als einmal zum Weinen brachten - aber auch in meiner gewohnten Umgebung. Die Ruhe ist eine andere - das Vorbeirauschen der Autos auf der Karl-Marx-Allee; das trötende und dadurch nervtötende Schnäuzen meines widerlichen Nachbars unter mir, der die Polizei ruft, wenn ich sonntags um 16 Uhr staubsauge; der Fernsehturm statt Bergkulisse. Aber ich bin für mich, kann in der Stille meiner vier Wände denken, schreiben, sterben.

Dienstag, 11. März 2025

Es lohnt sich immer

ZERREISSPROBE – Text an der Wand in der Nationalgalerie, Berlin

Die letzten Tage waren schön. Aber auch anstrengend. Zu anstrengend, sodass sich meine Lunge gestern Abend mit Drohgebärden beschwerte. Ich bin leider nicht besonders clever, kann nicht akzeptieren, dass an einem Tag nicht mehr so viel geht wie früher. Die Quitting kam, als ich mit Atemnot und brennenden Bronchien auf der Couch lag. Ich hatte solche Angst, dass ich ein paar Zeilen hinterließ, ehe ich schlafen ging, weil ich nicht mehr damit rechnete aufzuwachen. Heute morgen war es dann wieder ein wenig besser, aber noch lange nicht wieder gut. Ich kam mir lächerlich vor, als ich die Zeilen las, die ich geschrieben hatte. Wie ein Kind, das sich unnötig vor der Dunkelheit fürchtet.

Donnerstag, 27. Februar 2025

Rollercoaster, once again

Krokusse blühend zum Frühlingsbeginn auf dem Friedhof hinter dem Haus des Autors.


Mannomann, was für ein Geflenne die letzten Tage. Erst meldet sich E. Merkwürdiges Gefühl nach all den Jahren. Das ist, wie wenn man für eine lange Zeit so ganz tief unten in der Gletscherspalte festhängt und über die Jahre so langsam rausgeklettert ist und so kurz vorm Rand verweilt und nie so richtig rausgucken kann, weil man ihn nicht zu greifen kriegt.

Sonntag, 26. Januar 2025

Eine Kluft tut sich auf

Leerer Krankenhausflur in der Onkologie des Vivantes Klinikum Friedrichshain

Ich war neulich bei Freunden. Im Vorfeld hatte ich Angst. Aber ich wollte mich darauf freuen, denn mit ihnen hatte ich immer schöne Momente verlebt. Nach dem Besuch hat mich die Dunkelheit umhüllt. Ich weinte, während ich diese Zeilen schrieb. Die Kranhkeit hat die Brücke zerbombt, eine Kluft hat sich aufgetan. Der Abgrund ist tief. 

Freitag, 24. Januar 2025

The Blog is Bleak - Australia in my heart

Victor Mancini mit Freund auf Couch in Melbourne, 2008

I’m going to write in English today. It’s the language that comes to mind when I’m overly emotional (no, not Italian, as believers in clichés too often assume). The bloody medication makes me cry constantly, so English is the language of the moment.  

I realised the blog’s too dark, with death looming on the horizon. It’s unavoidable, I guess, as it’s become my daily grind. But here’s the good thing about truth: once it’s out, you can move on, and enjoy the time left with a sense of humour.

© Vic Mancini on Death Row
Maira Gall