Samstag, 7. Juni 2025

Fehlt dir Toni Kroos?

Straße von A Coruña, Freund des Autors Victor Mancini mit schwarzem und weißem Hund auf dem Weg Richtung Meer bei leicht bewölktem Wetter

Das Wetter ist wechselhaft in diesem Teil Spaniens. Mag ich das? Jein. Ich mag alles mal mehr, mal weniger, seitdem es mir so geht, wie es nun mal geht. Ich nehme das Wetter so hin wie die Launen meines Körpers, die politisch instabile Situation jeder Gesellschaft, egal worum es gerade geht, und die Unberechenbarkeit des Klimas.

Die letzten beiden Punkte interessieren mich zunehmend weniger. Ich kann noch nachvollziehen, dass mir globale oder geopolitische Entscheidungen, die mittel- bis langfristig getroffen werden, irgendwie gleichgültig sind. Ohne Kinder fällt es mir schwer, mich fürs Gemeinwohl zu interessieren. I feel hard done by life, falls ihr versteht, was ich meine. Da kann ich nicht viel Mitgefühl oder Engagement aufbringen.

Aber ich hätte nicht gedacht, dass mich Lokalpolitik genauso wenig berührt – selbst die, die mich unmittelbar betrifft. Eine wohltemperierte Antriebslosigkeit macht sich breit, als wäre ich auf Xanax. Klar, ich nehme Clonazepam, aber es liegt nicht daran. Es ist diese Ausweglosigkeit, die natürliche Indifferenz erzeugt. Mit anderen Worten: Zunehmend ist mir alles scheißegal. Das Wetter, du, ich.

Anders mein Freund M., bei dem ich seit drei Tagen unterkomme. Er ist hier aufgewachsen, liebt seine Heimat für all das, was sie ausmacht: Regen, wortkarge Menschen, das raue Meer und die simple, deftige fisch- und kartoffellastige Küche. Ein Punk im Herzen, through and through, glaubte er einst an Dinge, kämpfte, wenigstens innerlich, seinen Kampf mit sich selbst. Mittlerweile hat er den Glauben verloren – an Politik, manche Freunde und zunehmend an die Gesellschaft.

Ich mag die Menschen hier, weil sie tendenziell eher introvertiert sind und nicht dem klassischen Bild eines Spaniers entsprechen. Was ihn bedrückt, verstehe ich kaum, es sind Veränderungen, die ihm zusetzen. Was er einst liebte, verschwindet langsam oder ist schon passé. Man könnte sagen, es sei der normale Lauf der Dinge. Aber genau damit hat man die Unarten des grenzenlosen Kapitalismus immer gerechtfertigt, ja gutgeheißen.

Ihn zieht's verdammt runter, er ist desillusioniert. Und ich liebe es deshalb, mit ihm Zeit zu verbringen. Denn geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.

Also gehen wir spazieren mit seinen Hunden. Macht Sinn. Wir bewegen uns, bleiben fit, geben den Hunden, was sie brauchen und verdienen. Und wir lassen die negativen Säfte abfließen. Eine dreifache Win-Win-Win-Situation.

Die Schwarze im Bild ist seine – eine herzallerliebste Bitch. Sie heißt Grela, abgeleitet vom Gemüse grelos. Das kommt Cime di rapa am nächsten, wie man’s aus Apulien kennt. Eine Verbindung zwischen unseren Heimatorten. Ich mag sie sehr. Extrem freundlich, verschmust, und sie schnarcht wie ein Mensch.

Der Weiße im Bild gehört seiner Freundin. Er heißt Luka Modrić – der originellste Hundename ever, und für viele der beliebteste Spieler überhaupt. Mit 39 kickt der Kroate immer noch bei Real Madrid.
Und wer jetzt den Titel des heutigen Blogeintrags nicht kapiert hat, muss nachlesen.

Etwas Anspruch zum Schluss: Wir stehen auf Schwänze und nicht auf Busen – wir sind die Fans von Bayer Leverkusen!

Euer

Rudi Mancini

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© Vic Mancini on Death Row
Maira Gall