"Medusa" von Frank Dornseif in der Ausstellung ZWEI ANSICHTEN / DREI DIMENSIONEN im HKM (Haus Kunst Mitte), Berlin
Mäßige Kunst mit Freund ist so viel besser als die Trübsal am Sonntag
Ich hatte eigentlich nicht vor, etwas zu unternehmen nach dieser vollen Woche. Too much socialising kann ich nicht mehr. Für sich genommen waren alle Treffen und Unternehmungen mit meinen Freunden unterhaltsam, lecker, intellektuell stimulierend. Aber irgendwann brauche ich Zeit für mich, muss runterkommen. Auch die körperliche Ruhe, die ich früher nicht kannte. Nun heißt es Beine abduschen, hochlegen, trinken, pissen, trinken, pissen, gesund und wenig essen, ausruhen, Clonazepam nehmen. Weniger krass als Lorazepam, dennoch ein abhängig machendes Benzodiazepin. Das Experiment mit dem Clonidin stattdessen war ein Griff in Pinguinjauche.
Wer schon mal Filme wie One Flew over the Cuckoo's Nest gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, was das Zeug aus mir gemacht hat. Die Todesonkologin meinte noch verniedlichend, es könne sein, dass ich morgens etwas schwerer in die Socken komme. Ha, das ich nicht lache. Bratpfanne und Vorschlaghammer haben mit meiner Birne Cricket gespielt. Ihr wisst schon: schlagen und laufen, schlagen und laufen, stundenlang. Aber jetzt ist wieder alles gut. Komm zu mommy Clona und alles wird gut, Vittorio. All's good in Benzo-Heaven.
Zurück zum Sonntag, dem hinterfotzigen Schleimgedöns: wie Krallen im Plüsch, die mir jedes Mal den Hals zerreißen wollen. Nach dem telefonischen Nostalgieritt mit M. abends zuvor war die Depression schon in Stein gemeißelt. Und dann kam die Nachricht von P., und ich wäre auch ins Bodemuseum gegangen, obwohl ich nichts langweiliger finde als antike Vasen und Münzen in Vitrinen.
Aber zum Glück hatte mein Freund P. etwas anderes mit mir vor: HKM – Haus Kunst Mitte. Hinterm Hamburger Bahnhof – der letzte Altbau, sicherlich ein ehemaliges Wohnhaus in einer Straße voller architektonischer Gebilde neuester Garde. Vielleicht hättet ihr die Ausstellung besser gefunden als ich – ich fand sie so mäßig, Tendenz billo. Dennoch gab es zwei Dinge, die ich mochte: Zum einen gab es genug Material, das zum Diskutieren einlud. Zum anderen waren wir die einzigen Besucher der Ausstellung. Wir konnten uns Zeit lassen und lauter als sonst in Ausstellungen reden, albern sein und Fotos machen, wie wir wollten. Eines davon hier, den Rest gibt’s auf Instagram.
Euer kunstaffiner Sesselpupser
Clement Mancini Greenberg
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