Freitag, 30. Mai 2025

Sieben Bier macht eine Mahlzeit

Papier-Unterlage in der Pizzeria der Menabrea Brauerei, mit illustrativem Bierbrauprozess und drei Biersorten in Gläsern

Meine Freundin Y. wohnt bekanntlich in Norditalien, wo ich sie zuletzt besuchte. Auf den Tag vor einem Monat, um genau zu sein. Mittlerweile bin ich wieder in Berlin, während sie mit dem Campervan durch Schottland reist und die Munros besteigt. Das sind die 282 Berge über 3.000 Fuß, benannt nach einem adligen Horst namens Sir Hugh Munro. Nicht wichtig. Wichtig ist, für mich zumindest, dass sie mir fehlt.

Mittwoch, 28. Mai 2025

Poetic Justice

Victor Mancini neben Exponat "Sandsack" der Künstlerin Judith Wagner in der Ausstellung  ZWEI ANSICHTEN / DREI DIMENSIONEN im Haus Kunst Mitte, Berlin
Neben Exponat "Sandsack" der Künstlerin Elke Judith Wagner in der Ausstellung  ZWEI ANSICHTEN / DREI DIMENSIONEN im Haus Kunst Mitte, Berlin. Der Sandsack wirkte auf mich vielmehr wie ein Kokon. Wie gern würde ich aus der Larve kriechen - als frisch geschlüpfter, vom Krebs befreiter.

Ich wurde privat nach zwei Dingen im Blog gefragt. Eigentlich etwas, was alle machen könnten, wenn ich die Kommentarfunktion wieder einschalte. Dafür war sie ursprünglich gedacht. Dass ihr auf Fragen antworten könnt, die ich euch stelle. Und umgekehrt, dass ihr mir Fragen stellen könnt, falls ihr Dinge nicht versteht. Aber dann haben Leute die Kommentare genutzt, um ihre eigenen Geschichten und Meinungen öffentlich zu machen. Dafür gibt es wie gesagt Twitter/X oder macht eure eigenen Blogs. Vielleicht schalte ich die Kommentare wieder ein. Mal sehen...

Montag, 26. Mai 2025

Krallen im Plüsch

Fotografiert von Victor Mancini: Kunstwerk "Medusa" von Frank Dornseif in der Ausstellung ZWEI ANSICHTEN / DREI DIMENSIONEN im HKM (Haus Kunst Mitte), Berlin"Medusa" von Frank Dornseif in der Ausstellung ZWEI ANSICHTEN / DREI DIMENSIONEN im HKM (Haus Kunst Mitte), Berlin 

Mäßige Kunst mit Freund ist so viel besser als die Trübsal am Sonntag

Ich hatte eigentlich nicht vor, etwas zu unternehmen nach dieser vollen Woche. Too much socialising kann ich nicht mehr. Für sich genommen waren alle Treffen und Unternehmungen mit meinen Freunden  unterhaltsam, lecker, intellektuell stimulierend. Aber irgendwann brauche ich Zeit für mich, muss runterkommen. Auch die körperliche Ruhe, die ich früher nicht kannte. Nun heißt es Beine abduschen, hochlegen, trinken, pissen, trinken, pissen, gesund und wenig essen, ausruhen, Clonazepam nehmen. Weniger krass als Lorazepam, dennoch ein abhängig machendes Benzodiazepin. Das Experiment mit dem Clonidin stattdessen war ein Griff in Pinguinjauche.

Sonntag, 25. Mai 2025

Vielleicht

Victor Mancini im Jahr 2003 auf einer Couch, ein blondes Kind sitzt auf seinem Schoß


Mit M. telefoniert. Sie ist quasi meine Tochter, wenn ich denn eine hätte. Aber ich wäre ein verdammt schlechter Vater, so lange wie ich sie nicht gesprochen habe. Drei Jahre? Ich musste weinen. Muss ich auch jetzt wieder, wenn ich an das Gespräch denke. Wie kann man sich so aus dem Leben von jemandem rausziehen, für den man so viel empfindet? Ich hätte sie jederzeit anrufen können. Und doch hab ich's nie getan. Eine Nachricht zum Geburtstag – das war's.

Freitag, 23. Mai 2025

Gut gemeint ist nicht gleich gut!

Schwalbe sitzt allein auf Kabeln an hellgelber Wand; darunter Wasserrohr, das rechts ins Gebäude führt. Links ein Wandlichtmelder neben einem Feuermelder, unten grüne Tür-Ecke.


Ich habe einen Brief erhalten. Ich vermute ganz stark, dass es dieselbe Person ist, die mir auch schon die Blumen zum Valentinstag gesendet hat. Denn wie die Rosenkavaleuse hat auch die Versenderin des Schriftstücks keinen Namen hinterlassen. Vielleicht ist es auch ein Mann, aber mein Bauch sagt mir Frau.

Mittwoch, 21. Mai 2025

The past never comes back, but it never goes away

 
Dunkler Flur im Delphi Lux Kino Berlin mit zwei nebeneinanderliegenden Türen, hellgrün und dunkelblau, ‚Kein Zutritt‘/‚No Entry‘, darüber schwarze Wand und kaltes Neonlicht.

Die letzten Einträge klangen hart. Meiner Familie und meinen Freunden gegenüber. Als ob irgendjemand zu irgendetwas verpflichtet sei. Ist niemand. Ich will lediglich selbst bestimmen, wo ich beerdigt werde und was mit meinem geisten Eigentum passiert.

Montag, 19. Mai 2025

A friend in need is a friend indeed

Alone“ (Marco Canova, 2019), Premio Biellese. Foto aus Oropa, ausgestellt Mai 2025, dokumentiert von Victor Mancini.
„Alone“, Oropa 2019. Fotografie von Marco Canova (Premio Biellese). Foto aufgenommen während der Ausstellung, Mai 2025.


Eine Freundin schreibt mir, sie sei neidisch darauf, dass ich bald abdanken könne.

Eine Ex-Kollegin möchte sich mit mir über ihre zukünftige Stelle unterhalten, jetzt, wo ich nicht mehr unterrichten kann – was ich wirklich vermisse. Aber ich wiederhole mich.

Ein Freund hat keinen mentalen Platz mehr für mich. Er schreibt mir solche Nachrichten: „Hey much have leider Plane“ und versteht nicht, warum es mich enttäuscht, dass er keine zehn Sekunden mehr für mich zu haben scheint, eine ordentliche Nachricht zu schicken. Die Begründung? Die Autokorrektur seines iPhones. Weil Englisch per default eingestellt ist. So fucking what? Ich habe drei languages eingestellt. Mir passiert das nie.

Warum hat er keine Zeit bzw. mentalen Platz mehr für mich? Weil er immer und ständig über Businessideen nachdenken muss, sogar nachts. Und dann erzählt er mir davon. Drei Stunden lang. Nicht nur, dass ich die Ideen langweilig finde. Es tut mir leid mitanzusehen, wie jemand sich selbst so abfuckt und das nicht mal merkt. Ich habe den Fehler gemacht, ihn darauf aufmerksam zu machen. Die Reaktion war ähnlich der meines Bruders gestern.

Eine Freundin ruft mich drei Tage nach meinem Anruf zurück, obwohl sie noch vor zwei Monaten sehr darauf bedacht war, dass sich immer jemand um mich kümmert.

Ich brauche keinen Babysitter. Ich wünsche mir Freunde, die mich nicht zusätzlich belasten. Ich höre mir gerne Geschichten von Familie, Arbeit, Beziehungen, Politik, Philosophie, Psychologie, Kunst und Kultur im Allgemeinen an.

Aber ich bin kein Punchingball, kein Frustablader und keine Projektionsfläche für Zukunftsträume und -ideen, die mir allzu deutlich vor Augen führen, wie begrenzt mein Leben ist.

Ein wenig Sensibilität wäre wünschenswert.

Ein kleinwenig.

Und die Einsamkeit bleibt.

Edward Mancini-Scissorhands

Sonntag, 18. Mai 2025

The Tenenbaums at their best

Victor Mancinis Friedhof seiner Wahl, direkt hinterm Haus in Berlin

 
Man kann sich seine Familie ja bekanntlich nicht aussuchen. Will ich auch gar nicht. Ich mag meine Pappnasen so, wie sie sind. Also wenn's nach dem geht, was in einem das Blut pumpt - bei mir bald nicht mehr. Das pumpt in meiner Familie heftig und das Blut kocht dann gerne mal über.

Samstag, 17. Mai 2025

Kommentarlos

Kunstwerk von Käthe Kruse - Holztafel mit den Worten "JETZT IST ALLES GUT" - Ausstellung Berlinische Galerie 2025


Mir
geht’s nicht so gut, wie ich gerne tue. Ich würde gerne anderes verkünden. Aber wenn ich im Blog nicht ehrlich sein kann – wo dann?

Gleich kommt mein Bassist, um aufzunehmen. Da muss ich wieder performen. Und damit meine ich nicht das Aufnehmen an sich, sondern wie es mir tatsächlich geht. Dieses Verheimlichen ist anstrengend, zusätzlich belastend. Aber für manche ist der Anblick meiner misslichen Lage zu viel, und deshalb trage ich diese Extra-Last selbst. Da geht kein Weg dran vorbei.

Dienstag, 13. Mai 2025

Das alles und noch viel mehr


Foto totale von der Ausstellung "edge out" von Mariechen Danz in der Berlinischen Galerie

Ich bin müde. Die letzten Tage stecken mir in den Knochen. Ich hatte Besuch aus Bielefeld. Mein Drummer J. – ich nenne ihn immer noch so, obwohl unsere Zeit in der Band schon vor meiner Krankheit endete. Aus räumlichen Gründen. Die Entfernung zwischen Berlin und Bielefeld machte regelmäßige Proben auf Dauer unpraktikabel. Und als dann noch der Nachwuchs kam, mussten die Atombomben endgültig weichen. War auch gut so – weil selbstgewählt.

Freitag, 9. Mai 2025

Habemus Papam Americanum

Leerer Duomo di Novara, Piemont, in düsterem Licht

Nach
Trump und Musk nun der dritte Wichser vor dem Herrn? Produziert die USA womöglich Arschlöcher am Fließband? Man könnte meinen, sie verfolgten die zentralisierte Steuerung des Planeten USA, später dann noch Mars-USA. Und dann noch China, die dagegenhalten. Warum widern mich nur alle so an? Russland, China, die USA – alle widerlich! So wie Europa einst widerlich war, als es noch Macht hatte und die anderen unterdrückte und kolonisierte.

Donnerstag, 8. Mai 2025

Gutefrage.net - AMA Blickwechsel

Screenshot von Gutefrage.net - AMA Blickwechsel: Victor Mancini zum Thema Lungenkrebs

Los geht's. Jetzt beantowrte ich LIVE Fragen online. Wer hätt's gedacht?

Lungenkarzinomierte Grüße aus dem World Wide Web

V. M.

Mittwoch, 7. Mai 2025

Mein ständiger Begleiter

Hausfront des Cafés Stazionecucco mit einer Flagge, auf der anlässlich der Jahresfeier der italienischen Gebirgsjäger ‚Biella Piazzo con gli Alpini‘ steht.

Ich bin wieder da. In Berlin meine ich. Zwar wieder einsam - ohne meine Freunde und die Berge, die mich mehr als einmal zum Weinen brachten - aber auch in meiner gewohnten Umgebung. Die Ruhe ist eine andere - das Vorbeirauschen der Autos auf der Karl-Marx-Allee; das trötende und dadurch nervtötende Schnäuzen meines widerlichen Nachbars unter mir, der die Polizei ruft, wenn ich sonntags um 16 Uhr staubsauge; der Fernsehturm statt Bergkulisse. Aber ich bin für mich, kann in der Stille meiner vier Wände denken, schreiben, sterben.

Samstag, 3. Mai 2025

Manchmal ist alles gut, wenn die richtigen Freunde dabei sind

Victor Mancini vor Bergkulisse - Oropa Wallfahrtsort

Lora Zepam ist meine neue Freundin. Sie setzt da an, wo ich mir sonst nicht mehr anders zu helfen weiß. Und das Bizzeln in den Zähnen, diese Mini-Elektroschocks beim Zusammenbeißen, hört auf. Easy as that. Eine Tablette und der ganze Scheiß hat ein Ende. Ich habe keine Kraft mehr gegen die potentesten Nebenwirkungen anzukämpfen. Wozu auch? Es geht ja sowieso nur noch darum, mein Leben zu verlängern. Währenddessen versuche ich einigermaßen zu genießen.

© Vic Mancini on Death Row
Maira Gall