Donnerstag, 4. September 2025

Keinen suizidalen Kratzer

Ein rotes Rennrad, das im Vordergrund steht und den größten Teil des Bildes ausfüllt. Ein schwarzer Fahrradhelm mit gelben Streifen hängt am Lenker. Eine kleine schwarze Action-Kamera ist ebenfalls am Lenker befestigt. Der Lenker ist mit weißem Lenkerband umwickelt. Im Hintergrund ist ein heller Flur mit einer geschlossenen Tür zu sehen.

Letzte Woche habe ich mir einen Helm gekauft. Zum ersten Mal in meinem Leben besitze ich einen. Um etwas zu schützen, das längst nicht mehr schützenswert ist. Das Leben lässt einen schon merkwürdige Dinge tun.

Gestern hat er sich dann bewährt. Ich hatte einen Unfall. Eine Frau im Auto hat mich an der Ampel nicht gesehen, alle anderen schon. Selbst der LKW-Fahrer, der mich vorbeigelassen hat. Nur sie nicht – sie fuhr mich an, ich kippte um. Mir ist nicht viel passiert. Ein paar Schürfwunden an Unterarm und Bein, ein bisschen geprellt an denselben Stellen. Leichter Schock. Aber der Helm hat die Birne vorm direkten Aufprall bewahrt. Also alles nicht weiter tragisch.

Viel spannender sind drei Dinge:

  1. Es kamen sofort ein paar Leute angerannt, die mir halfen, mich von der Kreuzung zu holen. Die Autofahrerin ist lieber weitergefahren. Ein Kennzeichen hat sich keiner gemerkt. Ist wurscht, hätte eh nichts gemacht. Da ich nicht immer streng auf Ampeln achte, sondern fahre, wenn frei ist, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, dass ich grün hatte. Ich glaube aber schon.

  2. Mein Rennrad hat keinen Kratzer abbekommen. Wie von einem Wunder heimgesucht, ist es unversehrt geblieben. Das freut mich sehr.

  3. Meine Kamera ebenso – als wäre nichts passiert. Da ich mit einer Action Cam am Lenker durch die Straßen fahre und aufnehme, hätte eigentlich alles drauf sein müssen. War’s aber nicht. Irgendwann unterwegs ist sie einfach ausgegangen. Ärgerlich, sonst hätte ich den Unfall auf Kamera. Das wäre cool gewesen.

Meine Therapeutin fragte mich einst, ob ich selbstmordgefährdet sei. Nein, sie nutzte das Wort suizidal. Ich: iwo, wie kommensen darauf? – das war damals, vor fünf Jahren, also noch lange vor der Krankheit.

Heute denke ich an mein Fahrrad, wenn sie mich das fragt.

Kette rechts!

Victor Pantani 

1 Kommentar

  1. Gut, dass Du ok bist! Und Dein Bike! Und die Kamera! Aber was ‘ne Arschkuh dass sie einfach weitergefahren ist.

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Maira Gall