Hautkrebs obendrauf.
Ich habe mir auf den Philippinen einen ziemlich krassen Sonnenbrand zugelegt. Zwar hatte ich mich eingecremt, aber anscheinend nicht gründlich genug.
Seit gestern bin ich wieder zurück und es juckt. Ich schmiere in einer Tour Lotion drauf, aber es juckt und juckt. Ich versuche nicht zu kratzen, doch der Reiz ist stärker als mein Wille. Scheiß Heilungsprozess. Heute wird es sich zu schälen beginnen.
Ich hatte mich so auf den Winter gefreut. In der Bahn lief die Heizung auf Hochtouren. Ich schwitzte fast so wie in den Tropen, aber mit Mundschutz. Eigentlich sitze ich nicht mit Mundschutz in öffentlichen Verkehrsmitteln, aber irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass es dort mit Heizung genauso wahrscheinlich ist, eine Erkältung einzufangen wie im Flugzeug durch die Klimaanlage. Oder sagen wir so: gestern wollte ich es nicht riskieren. Erstmal ankommen, den Körper langsam wieder an Klima, Jahreszeit und Berliner Bazille gewöhnen.
Zuhause packte ich die Wäsche aus, alles tropisch feucht. Klamm ist untertrieben. So habe ich zehn Tage gelebt. Ständig alles klebrig feucht. Die erste Waschmaschine lief, während ich joggen ging. Das tat gut. Auch wenn der Winter noch viel zu soft für meinen Geschmack ist – fünf Grad, als ich im Park unterwegs war – konnte ich die Lungen mal durchpusten. Ich stelle mir das wie einen kleinen Taifun für den Tumor vor, der da drinnen haust. Ich habe mich mit ihm arrangiert. Er darf solange an mir kleben wie ein Parasit, solange er sich gut benimmt.
Meine größte Panik im Urlaub war, dass meine Medikamente einen Schaden davongetragen haben, weil ich keinen Kühlschrank hatte. Ich weiß nicht, ob sie es überlebt haben, ob Medikamente schlecht werden oder ob sie „nur“ ihre Wirkung verlieren. Laut Google führen Temperaturen über dreißig Grad zu Wirkungsverlust. Ob der Schaden schon angerichtet war oder nicht, wird sich zeigen. Mir bleibt nur abzuwarten. Vielleicht hat das Karzinom die Gelegenheit genutzt, unartig zu werden.
Ich hätte die Medikamente im Resort in der Küche im Kühlschrank deponieren können. Der Gedanke kam mir am zweiten Tag. Aber irgendwie wollte ich sie nicht aus der Hand geben. Nicht weil ich den Leuten dort nicht vertraut habe – alle waren unfassbar nett und hilfsbereit. Aber wenn sie nicht in meiner Nähe sind, fühle ich mich unwohl. Ich möchte sie dann nehmen, wann ich es für richtig halte, und die Cholesterolsenker nehme ich erst vorm Schlafengehen, wenn die Küche längst zu war. Somit hätte mich der Rhythmuswechsel verunsichert.
Demnächst sollte ich mal wieder zum Hautarzt gehen. Ein Scanning ist längst überfällig. Am Ende schafft der Hautkrebs, was dem Lungenkrebs bisher nicht gelang. Denn mit der australischen Sonne ist ja bekanntlich nicht zu spaßen. Mit der Sonne am Äquator noch weniger. Beide haben zu dieser Jahreszeit UV-Indexe von zehn bis zwölf, also sehr hoch bis extrem.
Wer glaubt, Urlaub sei entspannend, weiß nun, wie es mir geht. Oder ist das Luxusjammern? Hahaha.
Ich freue mich, wieder hier zu sein, mein Essen selbst zu kochen. Porridge mit Hafermilch. Salat am Mittag. Pasta mit Gemüse und wenig Salz am Abend. Keinen Reis mehr für eine Weile.
Victor Mancini is back!


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