Dienstag, 12. August 2025

Down in a Hole

Menschen schwimmen in der rauen See neben einem Sprungturm und einer Felsplattform an der Küste von Salthill in Galway.
 

Ich stecke in einem Loch. Ich kann mich kaum motivieren, diese Zeilen zu schreiben. Dabei muss ich sie nur abtippen. Denn es sind ein paar Zeilen aus meinen Morning Pages. Ich habe heute etwas Krasses realisiert, das mir den Boden unter den Füßen wegzieht. Lest selbst. Hier exakt, wie mir die Gedanken kamen:

The Last of Us. Scheiß zweite Staffel. Ich hasse Cliffhanger. Als ob ich Zeit dafür hätte. Blog schreiben! Fuck, ich bin mies drauf. 67,4 kg. 1,5 kg ausgepisst gestern. Seit zwei Tagen mies gelaunt. Wieso? Weil ich Krebs habe. Deswegen. Braucht es noch eine Erklärung außer dieser? Muss ich mir originelle Gründe liefern, wenn meine Situation dieselbe ist? Ich träume wieder davon. Nur was genau, weiß ich nicht mehr. Irgendwas mit meinem Gewicht, jemand – eine Ärztin? – betatscht meine Sprunggelenke; unter meinem Knöchel immer noch Wasseransammlungen. Als ob das mein größtes Problem wäre. Alles Sisyphos. Nichts weiter. Der Fucker schlummert, mehr nicht. Ich bin müde, so müde. Seit Tagen beschleicht mich der Gedanke, ständig, auch wenn ich wie ein Kamikaze-Flieger durch die Gegend heize, provoziere. Vielleicht holt mich der Verkehr vorm Krebs ab. Weinen. Gestern habe ich wieder viel geweint. Wenig geschrieben. Ratio 2:1. 1:2 ist besser. So komme ich nicht weiter. Meine Protagonistin, die Harfenspielerin, bleibt in Italien hängen. So wie ich. Damals vor 241 Tagen, noch ehe man mir den Stecker zog. Sie spaziert durchs Zentrum der Stadt. Mit ihrer Freundin Anna. Auf dem Weg zum Konzert. Ich stolperte durch die Altstadt. Dann buchte ich einen Flug nach Hause – Berlin. Mein Zuhause. Verficktes Italien. Macht mir immer das Leben schwer.

Wenn sie doch endlich wieder in Berlin ist, kann ich den Roman sicher beenden. Ich glaube, ich habe Angst davor, den Roman zu beenden. Weil ich dann womöglich sterbe. Was, wenn der Krebs deswegen wartet, weil er Rücksicht auf mich nimmt? So höflich ist, mir die Zeit zu geben, um die Arbeit zu beenden. Ehe er seine Arbeit beendet und der Tod mich zu sich holt. Die Dunkelheit wartet auf mich. Sucht nach einem weiteren Skatpartner. Der Verschleiß ist groß, sage ich. Du brauchst zu viel – rufe ich in die Dunkelheit. Wenn ich allein – immer allein! – im Bett liege. Finde dennoch Schlaf. Jeden Abend bin ich so erschöpft, als würde ich täglich einen Marathon laufen.

Ich arbeite zu viel. Mache zu viel. Der Krebs lauert, der Körper arbeitet permanent. Gestern war er damit beschäftigt, 1,5 kg Wasser auszuscheiden. 14 Mal pissen – neuer Rekord. Während der Nacht hatte ich von 1:30 – 6:40 geruhsamen Schlaf, ununterbrochen. Dann wieder pissen.

V. M.

P.S. zum Titel: Auch wenn ich den Song von Alice in Chains liebe, war es keine Anspielung.

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© Vic Mancini on Death Row
Maira Gall