Gestern war ich mal wieder essen außer Haus. Mit meinem Freund A. und seiner Frau S., die für eine Woche in Berlin waren, um auf dem Lollapalooza zu arbeiten. Festivalsaison ist die Zeit des großen Vorverdienens – wie ein Biberpärchen, das den Sommer über mühsam Äste unter Wasser lagert, als Winterfutter, arbeiten sie sich von Festival zu Festival. Außerdem lebt S.s Tochter in Berlin – also sehe ich die drei relativ oft. Das Essen ist immer lecker. Aber es bekommt mir nicht. Egal, was es ist – nichts ist so gut wie das, was ich mir selbst zubereite. Danach jammern Magen und Darm nicht.
Möchte ich deswegen auf die Begegnungen verzichten? Niemals. Ich muss nur lernen, aufs Essen zu verzichten – oder wenigstens das am ehesten verträgliche Gericht zu wählen. Selbst das gute, meist gesunde japanische Essen – gepaart mit einem Tiger Bier vom Fass – und der Abend ist darmtechnisch gelaufen.
Eigentlich wollte ich etwas anderes sagen: Nachdem ich zuletzt noch erzählt habe, dass es mir gut geht, muss ich heute von einem mulmigen Gefühl im Bauch berichten. Heute steht mein erstes MRT vom Hirn seit der Diagnose an. Am Freitag folgt ein weiteres CT vom Rest. Aber heute heißt es: Gehirn-Scanning. Und nächste Woche dann die Ergebnisse von beidem.
Dazwischen: Roma. Mein Kumpel C. und Nick Cave. Ich freue mich auf den Trip, habe aber auch ein wenig Angst – ob mein Magen, aber auch mein Körper insgesamt mit dem Stress klarkommt. Vorerst herrscht natürlich Freude. Aber es ist auch eine emotionale,
Und die Angst! Eine Woche lang der Gedanke, die Metastasen könnten in den Bildern wieder gewachsen sein. Eins ist klar: Mein Hirn weist große Lücken auf. Mein Gedächtnis ist beeinträchtigt. Ich merke das an Erinnerungslücken, aber auch an kognitiven Schwächen. Manchmal fallen mir Kleinigkeiten auf, die ich nicht greifen kann. Es ist definitiv nicht mehr wie früher. Und mein Englisch ist deutlich schlechter geworden – was mich beunruhigt.
Ich weiß, viele von euch denken jetzt: Ja, mein Englisch wird auch schlechter, wenn ich länger nicht im Ausland war. Oder: Ich kann mich auch an manches nicht erinnern. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es bei mir anders ist als bei euch, die das gerade denken. Ich hoffe nur, dass es am Ende nichts gibt, das zu bedauern wäre, wenn die Scans gesichtet werden.
Ich bin nicht mehr täglich hier, wie noch zu anfangs, weil ich zwischendurch Panik kriege, die Zeit könnte nicht reichen. Was, wenn... Dann muss ich wieder an den Roman. Weiterschreiben.
Nehmt es mir nicht krumm!
V. M.
Keine Kommentare
Kommentar veröffentlichen